„Man weiß doch, wohin das geführt hat!“ Keine andere intellektuelle Geistesströmung des 20. Jahrhunderts provoziert noch heute eine derart impulsive Abwehr wie die Konservative Revolution. Bei bloßer Nennung von Namen wie Edgar Julius Jung oder Arthur Moeller van den Bruck, aber auch von Oswald Spengler und Ernst Jünger, kommt es zur Gleichsetzung von offensiv konservativem Denken mit der Befürwortung des Nationalsozialismus und des Betriebs von Konzentrationslagern. Wer immer sich mit Protagonisten der Konservativen Revolution befaßt, läuft so gesehen unweigerlich Gefahr, sich auf das absolut Böse einzulassen. Rolf Peter Sieferle nähert sich der Konservativen Revolution so vorurteilsfrei wie möglich über fünf ihrer maßgeblichsten Autoren (Paul Lensch, Werner Sombart, Oswald Spengler, Ernst Jünger und Hans Freyer). Er schildert das „symbolische Feld“ der modernitätsskeptischen Bewegung induktiv, aus dem literarischen Handeln wie den Lebenswegen der Avantgardisten selbst. Es eröffnet sich dabei eine weitgespannte phänomenologische Historie der Konservativen Revolution.
Der 2016 verstorbene Rolf Peter Sieferle war ein Gelehrter und Denker von ganz unzeitgemäßer Statur, ein Universalhistoriker ohne »Spezialisierung«, aber mit weitem Blick und speziellen Kenntnissen dort, wo sie nötig sind, um Vergangenheit, Gegenwart und die kommende Transformation unserer Epoche zu verstehen: Ein letzter Abkömmling einer enzyklopädischen Epoche, der verschiedenste Wissensfelder durchdrang und zu neuen Einsichten kombinierte. Vom Marxismus bis zur Natur-, Technik- und Umweltgeschichte, von der Ideengeschichte bis zur Ökonomie...
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