„Kein Gras ohne Graser.“ Die wichtigste ökologische Funktion des Graslandes besteht in dem Zusammenwirken von Gras und grasfressenden Tieren. Gras wächst nicht trotz, sondern wegen der Beweidung. Die Lebensgemeinschaft von Weidetier und Weidegras bildet eine wesentliche Grundlage für die menschliche Existenz. Während Gras, das weltweit auf zwei Drittel der agrarisch nutzbaren Flächen wächst, vom Verdauungsapparat des Menschen nicht direkt verwertet werden kann, geschieht dies auf dem Umweg über die grasfressenden Nutztiere. Kühe sorgen zudem für eine ausgewogene Kulturlandschaft, weshalb ein totaler Fleischverzicht großer Bevölkerungsteile katastrophale Folgen für die Umwelt hätte. Welche Gefahren die Geringschätzung dieses gedeihlichen Zusammenspiels von Gras und Grasern - etwa durch eine verfehlte Agrarpolitik der EU - birgt, legt Michael Beleites in seinem kenntnisreichen Geleitwort dar. Das hohe Maß an weitgehend vergessenem Grundwissen zum sachgerechten Umgang mit Wiesen und Weiden, das Ernst Klapp in seinem für lange Zeit vergriffenen Standardwerk präsentiert, ist von kaum zu überschätzender Bedeutung - zumal für eine Landwirtschaft, welche sich die exorbitanten Zulieferungen von Energie und Futtermitteln schon heute kaum noch leisten kann. Klapps Grünlandlehre erschließt die kulturelle und die existentielle Bedeutung des Graslandes für Umwelt-, Tier- und Artenschutz.Von 1938 bis 1971 erschien dieses Werk in mehreren Auflagen. Es hat zwei Generationen deutscher Landwirte die Grundlagen für die Nutzung und Pflege des Graslands sowie für die sachgemäße Haltung der Weidetiere vermittelt. Die hier neu herausgegebene vierte und erweiterte Auflage von 1971 enthält zudem ergänzende Themenbeiträge von weiteren profilierten Experten.
Ernst Klapp
Ernst Klapp (1894–1975), geb. in Ottobeuren, gehörte als Agrarwissenschaftler zu den profiliertesten Hochschullehrern auf dem Gebiet des Acker- und Pflanzenbaus. Klapp hat, methodisch auf der Basis der Pflanzensoziologie, die wissenschaftliche Grünlandlehre ins Leben gerufen. Nach Stationen in Berlin und Hohenheim wirkte er als Direktor des Instituts für Boden- und Pflanzenbaulehre (seit 1958: Institut für Pflanzenbau) mit Unterbrechung von 1936 bis zu seiner Emeritierung 1964 an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Große Verdienste...
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Geboren 1964 in Halle/Saale, aufgewachsen in Trebnitz bei Zeitz; 1981-87 Berufsausbildung und Tätigkeit als Zoologischer Präparator am Naturkundemuseum in Gera, danach freiberuflich tätig; ab 1982 Engagement in der unabhängigen Friedens- und Umweltbewegung, ab 1986 Recherchen zu den ökologischen und gesundheitlichen Folgen des Uranabbaus der SDAG Wismut, 1988 Fertigstellung der Dokumentation „Pechblende – Der Uranbergbau in der DDR und seine Folgen“; 1982 bis 1989 Verfolgung durch die Stasi (Verhinderung von Abitur und Studium); 1989-90 Mitglied des...
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