Adornos Einschätzung, Spengler habe kaum je ebenbürtige Kritiker gefunden, sagt viel über die Größe dieses originellen, unabhängigen, aber eben (und gerade deswegen) auch verkannten und weithin ungeliebten Denkers aus. Wie ein Geschichtsphilosoph Vergangenes analysiert, Gegenwärtiges diagnostiziert und, beides verbindend, Künftiges prognostiziert, darüber läßt sich trefflich streiten. Wenn aber die Prognosen eintreffen, hat sich die Vorgehensweise des Urhebers bewährt - hier hat Oswald Spengler Trümpfe in der Hand, die ihm niemand streitig machen kann. Grundzüge der Globalisierung, daraus resultierende wirtschaftliche und politische Verwerfungen, geopolitische Verschiebungen und vieles mehr hat er in kühnen Strichen umrissen.
Man muß nicht wie Spengler zum Feind der Demokratie werden, darf aber sehr wohl fragen, ob ihre jetzige Erscheinungsform die einzig denkbare und beste ist. Man muß auch nicht den Untergangsprognosen bis zu Ende folgen, sollte aber genau die Gefahren analysieren, die den Untergang herbeiführen könnten - und deren gibt es nicht wenige. Eine Wiederbelebung Spenglers ist dringend geboten. Die vorliegende Auswahl wichtiger Schriften ist unser Beitrag dazu.
Oswald Spengler, 1880-1836, deutscher Geschichtsphilosoph, wesentlich bekannt durch sein Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ (1918/1922). Spengler verglich hier nicht nur die morphologische Entwicklung aller großen Zivilisationen miteinander, sondern versuchte auch, auf dieser Grundlage die kommenden Stadien der zunehmenden Fossilisierung des Abendlandes vorherzusagen. Seit 1933 von den Nationalsozialisten aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen, hinterließ er ein umfangreiches posthumes Oeuvre. Die Schriften der „Oswald Spengler Society“ werden im Manuscriptum Verlag herausgegeben. Foto: Oswald Spengler, Ausschnitt, CC BY-SA 4.0...
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