TUMULT - Winter 2023/24

Vierteljahresschrift für Konsensstörung.
Zeitschrift. Broschiert
Herausgeber: Frank Böckelmann
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TUMULT. Vierteljahresschrift für Konsensstörung. Winter 2023/24 INHALT



Carsten Germis
Wohin treibt die Bundesrepublik?
Zur Ausgabe Winter 2023/2024



WELTORDNUNG

Peter J. Brenner
Der Klimastaat

Carsten Germis
Kybernetik und Kosmotechnik unter einem Himmel
Europas Suche nach einem Platz im 21. Jahrhundert zwischen China und den USA

Sonja Margolina
In die Röhre gucken
Die Energiewende und fossile Rohstoffe als Kriegstreiber



SCHNEISEN

Norbert Müller
Die Ideologie der Sichtbarkeit
Wie die »Woken« die narzisstische Aufmerksamkeitsökonomie des Westens der ganzen Welt aufzwingen

Bruno Merk und Piotr Scheller
Die beschwiegene Zukunftsenergie: iMAGINE und sein Potenzial
Verwertung von abgebrannten Brennelementen aus Kernkraftwerken

Frank Lisson
Ursachen und Folgen der Mulattisierung

Beate Broßmann
Entlebensgeisterung
Überlegungen zum aktuellen neulinken Topos »Kulturelle Aneignung«



SPÄTMODERNE UND TRANSHUMANISMUS

Gunther Nickel
Warum hat der Mensch die Welt verloren?
Alexandra Schauer hadert mit der spätmodernen Gesellschaft

Rainer Paris
Der „zwanglose Zwang des besseren Arguments“
Fallstricke eines normativen Konzepts



BELICHTUNGEN

Werner Sohn
Neues von der Radikalisierungsfront

Jörg Gerke
Disruptive Techniken
Instrumente politischer Herrschaft in einer ehemals liberalen westlichen Industriegesellschaft

Hans Günter Holl
Fortschritt und Freiheit. Zwei Begriffshülsen?

Hans-Georg Deggau
Zeitgeistkonform - kirchliche Ambivalenzen

Moritz Ostertag
Mit Greta Thunberg im Aufzug steckenbleiben
Über Lehrmaterial im Zeichen von Twitter



DAS GESPENST SEXUALITÄT

Jürgen Große
Das späte Paar und sein Kind
Teil II: Erschaffung des Kindes

Siegfried Gerlich
Masculin - Féminin:
Georges Bataille und die Verzweiflung Gottes



LANDSCHAFTEN

Hans Willenberg
Einschuss von rechts

Eine Erinnerung an Aron Gurwitsch

Daniele Dell’Agli
Gedichte

Benjamin Jahn Zschocke
Die Lichtung

Hans Willenberg
Aut Nil: Ein Narr des unbekannten Gotts

In memoriam Günter Maschke



Zu den Bildern
Wir zeigen in diesem Heft 21 Werke der in einem kleinen Dorf im malerischen Unstruttal aufgewachsenen jungen Malerin Franziska Bandur. Die Künstlerin ist mit ihrer Gabe, Menschen oder Situationen in ihren Gemälden nicht nur zu porträtieren, sondern mit teils surreal-realistischen Szenerien die Rationalität ihrer Bilder ins Schicksalhafte zu erweitern, eine verheißungsvolle Entdeckung. Sie selbst sagt von ihren intimen Öl-Porträts von engen Freunden oder der Familie: »Mich treibt der Wunsch, nicht einfach nur abzubilden, sondern die Seele einzufangen.« Auf dem alten Bauernhof der Großfamilie war die Malerei allgegenwärtig. Schon der Großvater war Künstler, seine Gemälde im Haus waren für Franziska Bandur schon als Kind vertraute Begleiter.
Auch deswegen fasste sie früh den Entschluss, Malerei zu studieren. (m Alter von zwanzig Jahren zog sie aus der ländlichen Idylle nach Leipzig, um an der Hochschule Grafik und Buchkunst zu studieren. Der Gegensatz zwischen der Rastlosigkeit und Vielfalt des Stadtlebens und dem vertrauten ruhigen Rhythmus des Landlebens änderten und prägten ihren Blick. »Was und wo ist die Realität?«, fragt sie sich. Franziska Bandur ist katholisch, dem Schriftsteller Martin Mosebach fühlt sie sich künstlerisch und ästhetisch verbunden. Ihre szenischen, magisch-realistischen Bilder spiegeln die Fragilität der Welt. Konstanten wie den Zusammenhalt der Familie, die Religion und die Orientierung des Künstlers an Meistern der Vergangenheit sieht sie schwinden - und macht das zu ihrem Thema - selten genug in einer Zeit, da die Beliebigkeit wächst und auch die Künstler sich auf das eigene Selbst konzentrieren.
Die Malerin beeindruckt mit einer stillen, starken Aufgeschlossenheit für die Nahwelt, einer kontemplativen Grundhaltung gegenüber dem unmittelbar Anwesenden. Ihre Leipziger Lehrjahre hat sie als glückliche Zeit erlebt. Hier wurden ihr „die Augen geöffnet“ für die „versteckte Schönheit der Welt“. Der Ausnahmezustand durch Corona, die Schließung der Universitäten, aber auch eine schwere Krankheit der Mutter bewegen sie zur Rückkehr auf den Hof der Eltern. Dort entstehen kleinformatige, menschenleere Interieurs, deren Lichtstimmungen an Vermeer erinnern.
Die fünf Bilder ihrer Diplomarbeit datieren von Anfang 2023. In einer Serie großformatiger Pastellmalereien setzt die Künstlerin ihrer Familie in Zeiten des Umbruchs ein Denkmal. Das jüngste der sechs Kinder wird erwachsen, die krebskranke Mutter bereitet sich auf ihre letzte Reise vor. Bandur macht den nächsten Schritt auf ihrem Weg, »die versteckte Schönheit« zu erfassen, und kräftigt dabei ihr künstlerisches Selbstvertrauen. Ihre Gemälde sind geprägt von Abschiedsschmerz und Wehmut, aber auch von der Hoffnung auf Neubeginn. Und in ihnen scheint durch, was man bei dieser zurückhaltenden, der Tradition verpflichteten Künstlerin zunächst nicht erwartet: Humor.