Naturführer unterliegen heute (wie fast alle Medien) dem strengen Zwang zum bunten Bild und präsentieren sich deshalb in der Regel mit viel Photo und wenig Text - so als wollten und sollten sie das Bedürfnis zu sehen nicht etwa wecken, sondern bequemlichkeitshalber und ersatzweise gleich selbst befriedigen.
Die Besitzer des „Naturkundlichen Wanderbuches" werden sofort den Unterschied bemerken: statt der dort strukturbildenden naturräumlichen Gliederung (Nadelwald, Laubwald, Feldflur etc.) ist dieser Grupe jahreszeitlich aufgebaut: Was gibt es von Vorfrühling bis Winter zu beobachten und zu deuten (zum Beispiel: Feldvögel, die schon im Vorfrühling singen; Die ersten Blumen am Wasser blühen; Welches Tier zeigt in diesem Jahr zuerst den Frühling an?).
Vier handliche Einzelbände ermöglichen es, naturkundliche Streifzüge mit wesentlich leichterem Marschgepäck zu unternehmen. Die methodische Stringenz ist ebenso bestechend wie beim „großen“ Grupe, der Informationsgehalt ebenso unerschöpflich.
Auch der »kleine Grupe« kein Bilderbuch; er ist aber auch keines jener »Bestimmungsbücher«, mit deren Hilfe man mehr oder minder mühsam anhand von Blütenfarbe und Blattständen die Linnésche Systematik zu durchklimmen lernt.
Es ist vielmehr ein Wanderbuch, das einen so begleitet, wie ein alter, sehr erfahrener Naturfreund das tut. Es lehrt einen sehen, indem es die Aufmerksamkeit immer wieder auf Übersehenes lenkt; es lehrt einen fragen, und es gibt Antworten, die weitere Neugier wecken.
Der Gebrauchsnutzen des Buches ist ungewöhnlich und mit heutigen Naturführern gar nicht zu vergleichen, sein Gehalt an leicht nutzbaren Informationen ist für den Laien unausschöpflich; und darüber hinaus weckt es Wißbegier und Fragelust und lockt mit geradezu magischer Verführungskraft den notorischen Stubenhocker im Wortsinn hinterm Ofen vor (und - das gleiche zeitgemäßer - den Dauersurfer aus dem Netz).
Nachdruck der Originalausgabe von 1953/54.