TUMULT präsentiert in dieser Ausgabe 19 Bilder des 1958 geborenen, in Leipzig lebenden Malers Axel Krause. Wir sehen rätselhaft ruhige Kombinationen von Wohnlandschaften, Betriebsstätten, Wasserflächen, Gerätschaften und disziplinierter Personage in Monturen - Versatzstücken des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der dreißiger und fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Axel Krause inszeniert exzentrische Alltäglichkeit und - was uns besonders gut gefällt - lässt das Alltägliche exzentrisch werden, „umfangen von der Stille des retardierenden Moments“ (Harald Kunde), weniger surreal als hyperreal, nicht aggressiv aufgenötigt, sondern bedächtig in Erscheinung tretend. Wie Krause als Meister des Innehaltens den Zeitstrom stillstellt, bezeugt Verwandtschaft zu Neo Rauch, der ebenfalls aus der „Leipziger Schule“ stammt, ohne ihr anzugehören. Unschwer erkennen wir Zitate aus Gemälden von Caspar David Friedrich, Edward Hopper, Giorgio De Chirico und Balthus - zwanglose Einsprengsel.
In den Bildern Axel Krauses kreuzen sich Perspektiven und Sichtachsen, ausgerichtet von Fenstern, Türen, Spiegeln und Bildschirmen. Es mischen sich Umwelt und Film, Traum und Bild. Bestimmten Motiven ist Axel Krause jahrzehntelang treu geblieben: nackten und gut frisierten schlanken Frauen, die sich bei Anzugträgern einhaken, Kindern und Halbkindern, Szenarien des Unterwegsseins mit allen möglichen Fortbewegungsmitteln, Techniker- und Forschergestalten, die ihre Einfälle ins Werk setzen.
Axel Krause enthüllt nicht, warnt nicht, agitiert nicht (vgl. seine Selbstauskunft auf Seite 82). Er will „Unbekanntes sichtbar werden lassen“, indem er Motive einbildet, die ihm „unters Auge kommen“, nicht wissend, wohin ihn die Arbeit führt. So erschließt sich eine andere Bedeutung des Sichtbaren, den regulierten Blick erlösend, „das Geheimnis zwischen uns und den Objekten dieser Welt“, das Befremdliche, Absurde, Paradoxe des Daseins, „in den Einzelheiten nachvollziehbar und in deren Zusammenhängen letztendlich nicht wirklich zu verstehen“. Die Malerei ist diesem Maler „kein Selbstzweck, sondern ein Medium“, Einkehr in die Beschränktheit des Gevierts (der Leinwand), in die „Möglichkeits-Balance“, von der er auf Entdeckung ausgeht. Unaufdringlich, der Beliebigkeit entrissen, tritt hier das Wunderbare ein, weil Axel Krause es nicht gebieterisch konstruiert, sondern meditierend empfängt.
Axel Krauses Ausstellung „TRANS-MISSION“ ist bis zum 15. Juni 2019 in der Galerie Kunst Kontor Sehmsdorf in Potsdam, Bertiniweg 1A, zu sehen.
INHALT
Frank Böckelmann
Der »Kampf gegen rechts«: ein Phantasma
Zur Ausgabe Sommer 2019
SCHNEISEN
Bettina Gruber - Die Zukunft der Schuld … ist die Zukunft des Westens
Michael Esders - Wahrheitssysteme Der smarte Zwang der politischen Semantik
Jürgen Große - Weltoffenheit versus Weltläufigkeit
Edmund Pevensie - Zum Fall der katholischen Kirche Teil I
DAS DOKUMENT
Peter J. Brenner / Josef Kraus - bläulich unterlegen! - Höcke und wir. Eine Grenzziehung
BELICHTUNGEN
Jonathan Meynrath - »Wunder, geisterhaft, Tumult« (mit Foto). Über einen Erst- und Letztbesuch bei Joachim Kaiser
Siegfried Gerlich - Black & White - Zur Virulenz der Rassenfrage in den Vereinigten Staaten Dritter Teil
Bernd Schick - Erniedrigte und Beleidigte. Zur »schmutzig-jüdischen Erscheinungsform« von Enkulturtion.
Caterina Jahn - Innerdeutsche Verletzungen. Die Deutschen dreißig Jahre nach der Wende.
ISLAMISIERUNG
Gerhard Gurrath - Dem bösen Ende näher (mit Grafik „Christen und Muslime in Stuttgart“)
DIE BEWIRTSCHAFTUNG DER ZUKUNFT
Felix Menzel - Fachkräftebedarf. Was die Wirtschaft braucht und worauf sie verzichten kann.
Albrecht Goeschel - Raumordnung (IV) Globalisierung: Effekt des Sozialstaats - mit Karte „Kapitalabhängigkeit von Alterssicherung“ -
DAS GESPENST SEXUALITÄT
Johannes Scharf - Der schmale Grat
LANDSCHAFTEN
Axel Krause -
Die Idee zum Bild
Josef Lang -
Der Auftrag. Eine Phantasie
Marc Pommerening -
Mikroaggressionen
Takasaki - 69,1
LEBENSWELT NETZ
Michael Hummel - Der chinesische Weg der Gesellschaftssteuerung. Pekings „digitaler Leninismus“ und die Schlüsselrolle der künstlichen Intelligenz.
Simon Müller / Yannic Weber - Wie intelligent ist die Künstliche Intelligenz? Zweiter Teil: Wirtschaft
Christian J. Grothaus - Das Digitale raunen
RÜCK-BILDUNG
Josef Kraus - gelb unterlegen! -
Vergeigte Bildung: Eindrücke - Erkenntnisse - Einwände
Teil 8: „Gender“ und Pädagogik - Wie passt das zusammen?